5 Galerien von 1987 bis 1996. Wolfgang Meyer ist ein Straßenbahnfreund aus Frankfurt am Main und seine Bilder stammen aus der Drehscheibe-online.
Thüringerwaldbahn-Fotogalerie und Sammlung Wolfgang Meyer.
Die Aufnahmen von Wolfgang aka Onkel Wom entstanden auf dem Netz der Thüringerwaldbahn und Straßenbahn Gotha, habe seine Beiträge hier mit seinen Originaltexten eingefügt.
Mit der Linie 2 den Nelkenberg hinauf (1987-92)
Anfang Oktober war …auf der Drehscheibe-online … von Bernd ein schöner Bericht über die Gothas auf Gothas Straßenbahnlinie 2 zu sehen.
Wie es der Zufall wollte, weilten just zu der Zeit auch meine Dias dieser Linie im Scanner. Ich hoffe, es wird nicht langweilig.
Die meisten Bilder entstanden im Juli 1987, als ich mit einem Kumpel zwei Wochen durch die DDR pilgerte. Eine Woche davon residierten wir im
Schloss Reinhardsbrunn, das konnte man übers Reisebüro buchen, doch davon irgendwann mal, wenn ich mir überlegt habe, wie ich Euch meine Bilder von der
Waldbahn näher bringen kann. In dieser Woche waren wir des Öfteren auch an der Linie 2 in Gotha im Einsatz, weswegen ich die genauen Tage nicht mehr richtig
nachvollziehen kann. Kommt davon, wenn man so was nicht gleich auf den Diarahmen schreibt.
Der Fahrplan der Linie 2 für 1987/88. In den Abendstunden sah die Realität etwas anders aus.
Das Gothaer Straßenbahn-Netz bestand und besteht aus einer ziemlich bekannten Linie (4=Waldbahn), einer ziemlich unbekannten (2) und einer, die keinen interessiert (1), weil sie ein Teil der Linie 4 ist und da endet, wo es anfängt interessant zu werden. Gut, zurzeit hat sich das vielleicht etwas zu Gunsten der Linie 1 verschoben wegen der dort eingesetzten Düwags.
Im Stadtverkehr musste man einen Abschnitt lochen, auf der Überlandlinie war ein Schaffner unterwegs (1987)
Dreimal Linie 2 in der alten Haltestellenanlage am Hauptbahnhof im Juli 1987.
Am 27.12.1989 steht Vorserien-Gotha 43 vor dem Waldbahn-Wartehäuschen am Hauptbahnhof. Es war unser erster Besuch in der DDR, der vorher nicht beim ominösen i.A. Ziegler angekündigt worden war. Ganz so einfach war die Anreise trotzdem nicht. Von wegen alle zwei Stunden ein ICE. Es ging zunächst mit dem Nachtzug nach Erfurt und dann wieder zurück nach Gotha. Der Grenzübertritt auf dem Rückweg geschah fußläufig. Zwischen Gerstungen und Obersuhl stand ein spärlich beleuchteter Container an einer Lücke im Grenzzaun, wo unsere Reisepässe noch mal einen Stempel erhielten. Von Obersuhl aus fuhr dann der Schienenbus nach Bebra.
Entgegen den Angaben im Fahrplan gab es abends Pendelverkehr zwischen Huttenstraße und Ostbahnhof. Dafür kam ein Zweirichtungs-Zweiachser von der Wagenhalle und drehte zunächst noch einige Runden zum Hauptbahnhof um sich dann später auf den Abschnitt Huttenstraße-Ostbahnhof zu beschränken. Im Juli 1987 hat Tw 39 die Schleife am Hauptbahnhof durchfahren. Das Einschalten der Beleuchtung wäre für das Bild nicht schlecht gewesen, aber der Fahrer sparte am guten Braunkohlenstrom.
Lowa-Front und Gotha-Seitenwände, Nachserien-Lowa oder Vorserien-Gotha? Wir nannten ihn damals „Lotha“. Haltestelle Orangerie im Juli 1987.
Abzweig Huttenstraße am 17.03.1990.
Tw 39 wartet an der Huttenstraße auf die Abfahrt zum Ostbahnhof. Rechts ist das Gleis zu erkennen, in dem früher die Linie 3 zum Friedhof endete.
Gotha-Tw 46 als abendlicher Pendelwagen ...
... zwischen Huttenstraße und Hersdorfplatz.
Gotha-Tw 210 hat am 17.03.1990 gerade den Hersdorfplatz überquert. Nach links zweigte bis 1985 die Linie 3 zum Friedhof ab.
Tw 39 am Hersdorfplatz. Heute ist der Platz unschön mit rot-weißen Plaste-Elementen möbliert.
Im Juli 1987 tauchten die letzten Sonnenstrahlen ...
... das untere Ende des Nelkenbergs gegen 20 Uhr in güldenes Abendlicht.
Der Nelkenberg ist schon der Höhepunkt einer Fahrt mit der Linie 2, weshalb er hier auch mit mehreren Bildern gewürdigt werden soll. Gotha-G4 201 im Juli 1987 auf dem Weg zum Hauptbahnhof.
„Lotha“ 39 später am Abend als Pendelwagen.
Gotha-Zug mit Tw 35 schwingt sich am 17.03.1990 den Nelkenberg hinunter, die Bedeutung der Zielbeschilderung wird meistens völlig überbewertet.
Am 19.07.1992, einem Sonntag, war Tw 39 auch tagsüber auf der Linie 2 unterwegs. Er trug inzwischen das blau-weiße Farbkleid des Stadtverkehrs.
Die drei Damen vom Nelkenberg und Gotha G4 203 im Juli 1987.
An einem Juli-Abend ist Gotha-Tw 46 auf dem Weg zum Ostbahnhof.
Beim Nachschuss hat er das obere Ende des Nelkenbergs erreicht.
Tw 39 am 19.07.1992 etwa an der gleichen Stelle. Ist der Schornstein inzwischen wirklich weg?
In die Gegenrichtung fiel im Juli 1987 der Blick auf unseren „Lotha“ und das Gothaer Schloss. Wer hat denn die Bausünde in der Sichtachse genehmigt? In Richtung Hersdorfplatz musste an dieser Stelle vor dem Befahren der Steilstrecke angehalten werden.
Die Winter-Sonnenwende ist gerade mal sechs Tage, die politische knapp drei Monate her, als Vorserien-Gotha 43 mit seinem Beiwagen in den letzten Sonnenstrahlen des 27.12.1989 die Ausweiche Reuterstraße verlässt.
Tw 39 in der Reuterstraße. Heute ist der Abschnitt vom oberen Ende des Nelkenbergs bis zum Ostbahnhof zweigleisig ausgebaut.
Tw 35 mit Bw zwischen Leinefelder Straße und Reuterstraße. 17.03.1990
Tw 209 auf dem Weg zum Hauptbahnhof. Die Masten stammen wohl noch aus der Eröffnungszeit der Strecke (1928).
Tw 39 am 19.07.1992 an der Haltestelle „Kindleber Straße“, so steht es zumindest auf dem Schild. Eigentlich hieß sie immer Leinefelder Straße. Ist ja auch komisch, eine Straße nach dem Organ eines Heranwachsenden zu benennen.
Die Linie 2 hat die Endstation am Ostbahnhof erreicht.
Das erste Mal zur Thüringerwaldbahn (1987, Teil 1)
Im ersten Teil geht’s mit der Thüringerwaldbahn im Juli 1987 von Gotha bis Wahlwinkel, wobei ich Bilder aus der Gothaer Innenstadt hier mal weglasse,
ein paar gabs ja schon bei meinem Bericht über die Linie 2 … siehe oben … , dort befindet sich auch ein Übersichtsplan.
Doch zunächst etwas Vorgeschichte:
Anfang des Jahres 1987 sah man zwei Jungs aus Frankfurt ein Reisebüro in der Innenstadt betreten, welches Reisen in exotische Länder anbot, unter anderem
in die DDR. Am Ende hatten wir diverse Herbergen für zwei Wochen im Juli 1987 zusammen. Die erste Woche residierten wir im Schloss Reinhardsbrunn an der
Thüringerwaldbahn. Ein riesiges Gemach für 337,00 DM/Nase. Das war die Basis, sich an der Waldbahn ordentlich abzuarbeiten, aber auch Erfurt, Nordhausen
und Naumburg waren gut erreichbar. Die uns bis dahin bekannten Bilder der Waldbahn vermittelten den Eindruck, dass sie kurz hinter Gotha im finsteren Tann
verschwindet und erst in Tabarz wieder auftaucht. Schon auf unserer ersten Fahrt von Gotha nach Reinhardsbrunn Teiche erkannten wir, dass es nicht nur eine
Wald-, sondern auch Feld- und Wiesenbahn war.
Normalerweise fuhren auf der Waldbahn die Gotha-Gelenkwagen mit Beiwagen. Vereinzelt waren aber auch KT4D unterwegs, wie hier Tw 306 in der Waltershäuser Straße.
Tw 216 mit Beiwagen an der Bahnunterführung Sundhausen am 17.07.1987 .
Tw 206 in der ehemaligen Ausweiche Sundhausen, sie wurde später durch die Ausweiche am hawege-Markt ersetzt. (12.07.1987)
Sundhausen Verstärker nach Boxberg in Sundhausen am 12.07.1987 . Das gelbe Schild mit dem grünen Dreieck zeigt dem Fahrer einer entgegen kommenden Bahn, dass ein weiterer Zug im eingleisigen Abschnitt unterwegs ist.
Die Strecke verläuft nun am Ortsrand von Sundhausen. Der Verstärker kommt vom Boxberg zurück. (12.07.1987)
Gotha-Zug vor der Kirche von Sundhausen 12.07.1987
Der nächste Verstärker zum Boxberg zwischen Sundhausen und Boxberg 12.07.1987
Drei Raufutter verzehrende Großvieheinheiten finden die Waldbahn uninteressant.
Die Waldbahn als Wiesenbahn zwischen Boxberg und Leina. (12.07.1987)
Später am Tag fuhren die Verstärkerwagen durch bis Tabarz.
Gotha-Zug nach Gotha zwischen Leina und Boxberg mit dem Großen Inselsberg im Hintergrund.
Gotha-Zug mit Tw 206 hat die Haltestelle Leina Richtung Tabarz verlassen. (12.07.1987)
Vor Wahlwinkel wendet sich die Waldbahnstrecke von der Landstraße ab. Tw 212 und sein Beiwagen werden von einem Tatra-Verstärker verfolgt ...
… der dann mit der Fotowolke vorbei kam.
Tw 47 als Arbeitszug bei Wahlwinkel. 15.07.1987
Das erste Mal zur Thüringerwaldbahn (1987, Teil 2)
Im zweiten Teil setzen wir nun unsere Reise mit der Waldbahn von Wahlwinkel nach Tabarz fort. Der Abschnitt um Wahlwinkel war und ist ein wahres
Kleinod im Verlauf der Waldbahnstrecke, man könnte ihm einen eigenen Beitrag widmen (was ich vielleicht auch mal tue 🙂
Zunächst noch ein Blick in das Fahrplanheftchen:
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Doch jetzt geht’s wieder an die Strecke im Juli 1987 : Ein Gotha-Zug schaukelt am 15.07.1987 an Wahlwinkel vorbei.
Beim Warten auf die nächste Bahn sahen wir die Gänse wohl, allerdings hielten sie sich an der falschen Stelle auf. Als dann ein Tatra als Vorzug aus der Haltestelle Wahlwinkel Richtung Gotha beschleunigt, betritt eine Fachkraft fürs Gänse hüten die Szenerie um die Tiere Richtung Stall zu bringen. Im Hintergrund biegt gerade der Planzug in die Haltestelle ein.
Jetzt entschieden Sekunden über das Gelingen des Motivs „Straßenbahn mit Gänsen“. Gänse sind schlaue Tiere und kennen den Weg zum Stall und setzten sich nach Öffnen des Türchens zu ihrer Weide sofort in Bewegung. Der Fahrgastwechsel an der Haltestelle dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Das Zeitfenster wurde immer enger. Wir baten den Gänsehüter das Tempo zu drosseln, was er auch versuchte, doch das Federvieh watschelte unverdrossen weiter. Am Ende hat es doch gereicht, nur den hässlichen Schaltschrank hätte ich gerne hinter dem Mann versteckt. (15.07.1987)
Die Hühner von Wahlwinkel hatten weiter gehende Freiheiten. Sie hatten keinen Grenzzaun und durften den Zeitpunkt ihrer Heimkehr selbst bestimmen. (14.07.1987)
Ein Gotha-Zug mit Tw 212 verlässt die Haltestelle Wahlwinkel Richtung Tabarz. Heute ist der Bahnübergang mit einer Signalanlage gesichert. (14.07.1987)
Tatra im Anflug auf Wahlwinkel. (14.07.1987) Die tagsüber eingesetzten Gotha-Züge schaukelten damals eher behäbig durch die Landschaft. Die Tatras , meist nur als Verstärker, taten es ihnen gleich mit Rücksicht auf das Fahrplangefüge und wohl auch geschuldet der Stromversorgung. Nun benutzten wir auch ein paar Mal die letzte Waldbahn (Gotha Hbf ab 22:28 Uhr) und da ereignete sich erstaunliches : Weit gehend allein auf der Strecke und mit dem richtigen Fahrer an den Pedalen sauste der Tatra durch die Nacht, da war so mancher Trabant auf der parallelen Landstraße „fällig“.
Hinter Wahlwinkel verläuft die Waldbahnstrecke zunächst neben der Landstraße nach Friedrichroda (Tw 213/15.07.1987)
Blick aus der LPG auf Wahlwinkel und den Waldbahnzug nach Tabarz. (Tw 206/12.07.1987)
Zwischen Gleisdreieck und Wahlwinkel. (Tw 216/12.07.1987)
Ein Gotha-Zug ist am Gleisdreieck angekommen, die Fahrgäste nach Waltershausen müssen in den Tatra umsteigen. (17.07.1987)
Zwischen Schnepfental und Gleisdreieck. Zwischen der Wiese links und den ersten Häusern verläuft die Reichsbahnstrecke Fröttstädt-Friedrichroda. (17.07.1987)
Ab Schnepfental darf die Waldbahn dann Waldbahn sein. Im Abschnitt bis Reinhardsbrunn liegen Reichs- und Waldbahngleis mehr oder weniger dicht beieinander. Ein Gotha-Zug mit Tw 216 ist am 17.07.1987 auf dem Weg nach Gotha.
An der Haltestelle Reinhardsbrunn Teiche waren die Weichen zum Kreuzungsgleis damals schon ausgebaut. Von hier war es nicht weit zu unserer bescheidenen Herberge. (12.07.1987)
Kreuzungshalt am Bahnhof Reinhardsbrunn. Die eingleisigen Abschnitte waren damals nicht signalgesichert. (14.07.1987)
Auch der Fahrer des Gotha-Tw 213 kann sich bis zum Eintreffen des Gegenzuges noch die Beine vertreten. (17.07.1987)
Kurz vor Tabarz verlässt die Waldbahn dann den finsteren Wald. (14.07.1987)
Tw 213 hat mit seinem Beiwagen die Endstation Tabarz verlassen und macht sich auf den knapp einstündigen Weg zum Gothaer Hauptbahnhof. (14.07.1987)
Endstation Tabarz am 12.07.1987. Geradeaus ging es früher noch ein kurzes Stück weiter zur Kuppelendstelle. In den 80er Jahren wurde das Gleis für den Güterverkehr genutzt. Ob im Haltestellengebäude heute noch eine gastronomische Grundversorgung stattfindet, vermag ich nicht zu sagen.
Irgendwann geht’s dann mal weiter, die Waldbahn wurde nach der Wende ja nicht uninteressanter.
Die Thüringerwaldbahn im Winter, ohne Schnee (1988)
Nach den guten Erfahrungen mit dem Reisebüro für exotische Ziele bei der DDR-Sommertour 1987, wurden zwei Jungs aus Frankfurt in jenem erneut vorstellig,
um eine Woche im Schlosshotel Reinhardsbrunn an der Thüringerwaldbahn zu buchen. Zwei Damen wollten auch noch mit, was gestattet wurde unter der Auflage,
den beiden Herren bei ihrem fotografischen Tun nicht auf die Nerven zu gehen. Dafür gab es einen gemeinsamen Kulturtag in Weimar.
Weil wir uns die so ziemlich kürzesten Tage des Jahres ausgesucht hatten, wurden vor allem einige ergänzende Aufnahmen gemacht, zu denen es im Sommer
nicht mehr gereicht hat. Eigentlich hatten wir ja auf Waldbahn im Schnee gehofft.
Am 04.01.1988 trafen wir am Boxberg auf diese illustre Arbeitswagen-Ansammlung. Sie warteten auf den nächsten Planzug, um danach in den eingleisigen Abschnitt Richtung Waltershausen zu fahren.
Gotha-Zug nach Gotha zwischen Leina und Boxberg.
Traute Zweisamkeit am Teich in Wahlwinkel.
Wahlwinkel am Ende des Regenbogens.
In der bedrohlich über den Höhen des Thüringer Waldes wabernden Wolkendecke tat sich ein Loch auf, just als ein Zug der Linie 4 die Haltestelle Schnepfenthal verließ.
Am 06.01.1988 kam Tw 39 als Dienstfahrt am Ortsrand von Sundhausen des Wegs.
Der Nachschuss an der Stelle, wo sich heute das Gleisdreieck Richtung Krankenhaus befindet.
An der heutigen Haltestelle und Ausweiche hagewe-Markt an der Waltershäuser Straße ließen nur die Hochhäuser im Hintergrund erahnen, dass man sich im Dunstkreis einer Stadt befand. Tw 213 mit einem Beiwagen auf dem Weg in den Thüringer Wald.
Danach begaben wir uns zum Depot. Nicht, dass wir dort irgendwelche abgestellten Fahrzeuge zu fotografieren gedachten, vielmehr hatte die Dienstfahrt des 39
gewisse Begehrlichkeiten geweckt. Die Rückfahrt von Reinhardsbrunn zum Gothaer Bahnhof könnte man doch etwas exklusiver gestalten. Das käme bestimmt
auch bei den Damen gut an. Mit der Erfahrung von null Sonderfahrten bei DDR-Straßenbahnbetrieben marschierten wir in den Betriebshof ein. Der Pförtner wies
uns den Weg in ein Büro, wo wir einem Herrn unser Begehr vortrugen. Trotz einer Vorlaufzeit von nur drei Tagen verlief das ganze überraschend unkompliziert.
Schon nach kurzer Zeit war ein Fahrplan für die eingleisige Waldbahnstrecke erstellt. Unser Wunschwagen 39 wurde oben auf dem Zettel vermerkt. Etwas schlucken
musste der Mann, als es um die Bezahlung ging. So einfach 110 (glaube ich mich zu erinnern) Mark der DDR zu überweisen, war uns ja nicht möglich.
Wahrscheinlich wurde ihm da erst klar, dass er gerade dabei war, eine Sonderfahrt an zwei Bürger der BRD zu verkaufen, womit er wohl ebenso wenig Erfahrung
hatte, wie wir. Aber statt die Fahrt nun abzublasen überlegte er kurz und sagte, der Fahrer würde eine Rechnung mitbringen und wir sollten dann im Wagen bezahlen.
Am Tag der Heimreise (09.01.1988) warteten wir zum vereinbarten Zeitpunkt mit gemischten Gefühlen an der Haltestelle Reinhardsbrunn Teiche. Ein Planzug kam
aus Gotha, dem unser Wagen folgen sollte. Wir vernahmen das falsche Geräusch aus der falschen Richtung. Ein Tatra näherte sich aus Richtung Tabarz und hielt an.
Wir fragten den Fahrer, ob das die Sonderfahrt wäre. War sie. Der Fahrer fragte, wo die 39 Leute wären.
Hurra, ne Sonderfahrt mit KT4D 306!
„Lebbe geht weider“ sollte gut vier Jahre später ein namhafter Trainer von Eintracht Frankfurt nach einem verlorenen Spiel bei Hansa Rostock sagen.
Dachte wir uns schon damals und so taten wir, was getan werden musste, wenn man eine Straßenbahn für sich und reichlich Luft im Fahrplan hat.
Erster Fotohalt an der Landstraße zwischen Waltershausen und Wahlwinkel.
Zwischen Leina und Boxberg erreichte die Wintersonne so geradehin den Bahndamm.
Inzwischen versuchte unser Fahrer zu retten, was zu retten war. In der Schleife Waltershäuser Straße stand unser 39 bereit und wir konnten umsteigen. Fotohalt am unteren Ende der Waltershäuser Straße.
Samstagvormittägliche Ruhe an der Huttenstraße.
Ein letztes Bild an der Haltestelle Bahnhofstraße. Immerhin gibt es den 39 auch heute noch, wenn auch in anderer Lackierung.
Danach ging es mit dem D-Zug zurück nach Frankfurt (M) Hbf, das letzte Mal mit dem vollen Programm an der Grenze. Der nächste Besuch in der DDR,
auch wieder nach Gotha, war erst Ende Dezember 1989, da war die Sache dann schon wesentlich entspannter.
Wie sagte doch der Schaffner letzten Freitag im ICE von Dresden nach Wiesbaden zu einem Reisenden:
„Da müssnse in Eisenach umsteigen. Wir halten ja nicht mehr in Gerstungen seit dem Wegfall der Pass- und Zollkontrollen.“
DÜWAGs im Schnee (1996)
Ende 1996 hatte es geschneit. Am vorletzten Tag des Jahres fuhren wir spontan zur Thüringerwaldbahn. Selbstverständlich sorgte das Katastrophenpulver für
Verspätung auf der Hinfahrt und so blieb keine Zeit für längere Streckenwanderungen an der Waldbahn.
Die Gothaer Straßenbahn war damals fest in der Hand von gebrauchten DÜWAGs aus Mannheim und von der Bogestra. Für jemand wie mich, der mit DÜWAGs
aufgewachsen ist und mit ihnen seine ersten Straßenbahnfahrten unternahm, war das natürlich eine tolle Zeit.
Auf dem Bahnhofsvorplatz in Gotha wartete der ex-Mannheimer 324 auf der Linie 2 auf seine nächste Abfahrt zum Ostbahnhof. (30.12.1996)
Mit dem 412 ...
... fuhren wir nach Tabarz.
DÜWAG an der Wartburg. Durch die Stilllegung lange vor der Wende, blieb dem Düsseldorfer Qualitätsprodukt ein Einsatz auf der Eisenacher Straßenbahn leider verwehrt.
Tw 412 bei der Ausfahrt aus Friedrichroda.
Weißer Wagen im Schnee: Tw 395 in Reinhardsbrunn.
Ex-Bogestra 528 wartete am Gleisdreieck Waltershausen auf die Fahrgäste aus Gotha und Tabarz. Die Zweirichter waren bestens geeignet für den Einsatz auf der Waltershäuser Stadtlinie.
Tw 528 in der Endschleife Waltershausen Bahnhof.
Dorfstraßenbahn an der Haltestelle Albrechtstraße.
Die Bogestra-Zweirichtungswagen ermöglichten es, die Linie 1 bis Sundhausen zu verlängern. Mit der Eröffnung der Neubaustrecke zum Krankenhaus konnten dann auch Einrichtungswagen eingesetzt werden. Tw 592 an der Haltestelle 18.-März-Straße.
Tw 592 am Hauptbahnhof. Inzwischen wurde auch die verschneite Verbindung zwischen den beiden Gleisen benutzt.
DÜWAGs unter sich: 592 und 324 am Hauptbahnhof.
1 Kommentar
Einfach herrlich diese Bilder mit Story! Daumen hoch.