Gotha. Die Thüringer Waldbahn investierte 2014 fast 1,5 Millionen Euro ins Netz. 2015 wird das Gleisbett in Gothas Zentrum erneuert.
Der Bahnsteig an der Haltestelle Boxberg wurde verlängert. Keine Tür steht beim Halt mehr über Schotter und muss verschlossen bleiben. Foto: Peter Riecke
“Den Auspuff suchen sie hier vergebens!” – So lautet eine Aufschrift auf einem der Straßenbahnwagen der Thüringer Waldbahn und Straßenbahn Gotha GmbH, wie die Waldbahn offiziell heißt. Das ist ein dezenter Hinweis darauf, dass Straßenbahnfahren anstelle von Verkehrsmitteln mit Otto- oder Dieselmotor auch die Umwelt schont. Je höher der Anteil aus regenerativen Quellen erzeugten Stroms im Netz wird, je mehr gilt dies.
Nun wieder schneller nach Tabarz unterwegs
Mit der Idee, touristische Angebote entlang der Strecke gemeinsam zu entwickeln, beteiligt sich Gotha an der Internationalen Bauausstellung. Archivfoto: Peter Riecke
Für die meisten Landkreisbewohner ist die Waldbahn aber vor allem die Chance, mobil zu bleiben, ohne selbst ein Auto bereithalten zu müssen. 1,46 Millionen Euro wurden dafür in diesem Jahr allein an Bauleistungen investiert.
Der größte Brocken war dabei die Gleisgrunderneuerung nahe Schnepfenthal. Vier Wochen lang, in dem Herbstferien beginnend, musste deshalb Schienenersatzverkehr angeboten werden. Zwischen der ampelgeregelten Unterführung der Landstraße nach Friedrichroda und den Reinhardsbrunner Teichen sieht man nun nicht nur frischen Schotter im und am Gleisbett. Die Strecke hat auch neue Packlager, eine neue Entwässerung und sogar Leerrohre für Kabel. Wo die Bahn um die Kurve fahren muss, gibt es nun eine leichte Schienenerhöhung. Außerdem wurde am Berg eine zusätzliche Schiene eingebaut. Sie dient als Sicherung. Falls doch mal ein Straßenbahnwagen entgleisen sollte, wird er dann zwischen den Schienen geführt und kippt nicht um.
Auch könne nun dort bis zu 60 Kilometer pro Stunde schnell gefahren werden, ohne dass der Fahrgast davon viel merke, erläutert Waldbahn-Geschäftsführer Dieter Schedel. Zuvor habe man dort die Geschwindigkeit immer etwas reduzieren müssen.
Die Baukosten betrugen insgesamt 525.000 Euro, 400.000 Euro davon gab es als Förderung vom Freistaat. Den Rest musste der Landkreis aufbringen. Wenn es um das Gleisbett, also wichtige kommunale Infrastruktur gehe, gebe es immer drei Viertel Förderung. Korrosionsschutz, neue Elektronik oder auch neue Sitze für die Bahnwagen hingegen würden nur mit der Hälfte der Kosten gefördert, erläuterte Schedel auf Nachfrage unserer Zeitung weiter. Neuanschaffungen im Fahrzeugpark wären allerdings Wunschdenken. Etwa 2,7 Millionen Euro koste eine nagelneue Straßenbahn heute.
Mit der Pflege und Modernisierung des Bewährten ist man im Landkreis bisher gut gefahren. Moderne Niederflurbahnen haben bei stärkerem Schneefall oft Probleme. So blieben bei den Erfurter Verkehrsbetrieben im Winter 2011 viele Bahnen liegen, während im Landkreis Gotha kaum Probleme auftraten.
Das Stück bei Schnepfenthal war nicht die einzige Baustelle in diesem Jahr. Auch die Haltestellen am Boxberg und am Schwimmbad Friedrichroda wurden erneuert und barrierefrei ausgebaut. In der Hersdorfstraße in Gotha wurde die Fahrleitungsanlage erneuert und eine neue Weiche eingebaut.
Auch 2015 geht das Bauen weiter. Bevor die Friedrichstraße in kommunale Verantwortung herabgestuft wird, sollen dort auf einem Teilstück neben der Fahrbahn auch der Gleisbett-Unterbau und die Schienen erneuert werden. Wenn die Straße aufgerissen werde, wolle man gleich alles erledigen, sagt Geschäftsführer Schedel dazu.
Die Thüringer Waldbahn befördert pro Jahr zwei Millionen Fahrgäste mit leicht steigender Tendenz. Die Fahrt über 20 Kilometer in den Thüringer Wald hat für viele einen besonderen Reiz.
Die Waldbahn
- Zwei Millionen Fahrgäste befördert die Waldbahn pro Jahr
- Das Streckennetz ist 38 Kilometer lang
- Mehr als eine Million Euro fließen jährlich, um die Strecken zu erhalten und zu verbessern
- 82 Mitarbeiter hat die Waldbahn-GmbH
(Thueringer Allgemeine) Peter Riecke / 17.12.14 / TA
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