Endstation am Gleis

Betrifft nicht direkt die TWSB, ist aber in deren Umfeld auch nicht uninteressant.

Aus der TLZonline vom 3.5.2009:

Endstation am Gleis

Gotha. (tlz) Der Bahnhof mag Gothas Tor zur Welt sein, doch für einige Reisende ist bereits am Bahnsteig Endstation. Der Einstieg in einen Intercity-Zug ist für einen Rollstuhlfahrer ein nahezu unüberwindliches Hindernis. Zwar gibt es am Gothaer Bahnhof einen transportablen Hublift, um dieses Hindernis zu überwinden. Seit Herbst 2007 fehlt es aber am Bedienpersonal. Noch, denn die Bahn hat versprochen, den Service ab Juni in Gotha wieder einzuführen. Trotzdem will Gothas Verband der Behinderten am morgigen Dienstag mit einer Demonstration auf den Missstand aufmerksam machen.

“Wir haben auch nur aus dritter Hand davon erfahren”, sagt Gothas VdB-Vorsitzender Michael Schneider. Seit Herbst 2007 erleben er und seine Mitstreiter eine Odyssee und versuchen Wege zu finden, den Service zu reaktivieren oder Alternativen zu organisieren. Bislang ohne Erfolg. Trotz des umfangreichen Briefwechsels liegt dem Verband nach eigener Aussage bislang keine offizielle Stellungnahme zur Wiederaufnahme des Mobilitätsservice in Gotha vor. “Allein diese Ignoranz macht die Demonstration nötig”, klagt Vorsitzender Schneider.

So sieht es auch Dieter Dreßler, der im VdB Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Bau und Verkehr ist. Mehr als 18 Monate hat er versucht, das Problem zu lösen, das sich im Herbst 2007 aufgetan hatte. Eine Mitgliedsfamilie des Gothaer Verbands, die bis dahin regelmäßig den Service genutzt hatte, stand plötzlich ohne Hilfe da. Die Bahnsteige sind zwar mit Fahrstühlen allesamt erreichbar, aber die Mitarbeiterin, die den Hublift bediente, war nicht mehr da. Es müsse wohl eine Frau aus Eisenach gewesen sein, erinnert sich Dreßler. Für die extra angemeldeten Reisetermine der rollstuhlgebundenen Familie kam sie nach Gotha und bediente den Lift, der die Rollstühle auf Einstiegshöhe anhob.

Eine Nachfrage beim Gothaer Bahnhof brachte gar nichts, schildert Dreßler. Wie ging es weiter: Dreßler schrieb an den Servicedienst der Deutschen Bahn. Als er nach angemessener Wartezeit keine Antwort erhalten hatte, rief er an. Sein Brief liege nicht vor, habe man ihm gesagt, so Dreßler. Also faxte er ihn nochmal und wartete erneut. Das Problem sei bekannt, er solle sich an den Verantwortlichen für Gotha wenden, habe die Bahn schließlich geantwortet. Offen geblieben sei: Wer ist verantwortlich? Mit viel Mühe fand der Verband der Behinderten schließlich jemand in Erfurt. Parallel dazu suchte der Verband der Behinderten nach Alternativen. Ein Gedanke: Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr bedienen den Hublift. Doch was ist, wenn zum Termin der lange geplanten Bahnfahrt, ein woanders ein Notfall eintritt?

Eine Antwort darauf muss der VdB nun nicht mehr suchen. Ab Juni wird von Erfurt aus ein “Mobilitätsserviceteam” starten, das auch Gotha bedient. Täglich zwischen 6 und 22 Uhr steht der Service zur Verfügung, Voraussetzung ist eine Anmeldung einen Werktag vor der geplanten Abreise, Anreise oder dem Umsteigen in Gotha.

03.05.2009 Von Oliver Bauer

1 Kommentar

  1. Als ob das nur in Gotha so wäre!
    Ich als Rollstuhlfahrerin habe schon so viele Missstände an Bahnhöfen erlebt, dass ich eigentlich überhaupt keine Lust mehr habe, zu verreisen.
    Ohne Begleitung kommt man gar nicht mehr weg!

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