Bus statt Waldbahn

Thüringer Allgemeine online” und Printausgabe vom 20.01.2007    

WALTERSHAUSEN (ck). Während der Straßenbahnverkehr in Gotha vom Sturm nicht beeinträchtigt wurde, legten umgestürzte Bäume die Waldbahn lahm.

RÄUMKOMANDO: Nahe der Marienglashöhle war gestern auch Jürgen Werner pausenlos im Einsatz, um die Waldbahnstrecke wieder freizuräumen. HOCH OBEN: Manfred Schrickel und die Turmwagenbesatzung entfernten den von einem herabstürzenden Ast verbogenen Mastausleger zwischen Wahlwinkel und Leina.

Bei Waltershausen krachte am Donnerstag gegen 17 Uhr der erste Baum in die Fahrleitung. Eine halbe Stunde später wurde der Waldbahnverkehr zwischen Schöner Aussicht und Tabarz eingestellt – “es wäre bei diesen Orkanböen zu gefährlich gewesen”, sagte Dieter Schedel, Geschäftsführer der Thüringerwaldbahn und Straßenbahn GmbH Gotha. Damit sollte er Recht haben, denn im Verlaufe des Abends kippte ein großer Baum in die Fahrleitung zwischen Leina und Wahlwinkel, ein anderer umgestürzter Baum richtete Schaden zwischen dem Gleisdreieck und Schnepfenthal an. Dort wurden etwa 300 Meter Fahrleitung in Mitleidenschaft gezogen. Sieben Bäume stürzten zudem zwischen Reinhardsbrunn und Tabarz auf die Waldbahnanlagen, verursachten laut Schedel aber zum Glück nicht so große Schäden. Mit den Aufräum- und Reparaturarbeiten konnte allerdings erst am Freitagmorgen begonnen werden, “in der Nacht war da nichts zu machen. Das wäre auch viel zu gefährlich gewesen”, sagte Dieter Schedel. Das Unternehmen nutzte die Zeit, um zusätzlich zu den eigenen Leuten Einsatzkräfte zu ordern, mit denen gemeinsam seit Freitagmorgen begonnen wurde, die Schäden zu beheben.

“Wir konzentrierten uns zunächst auf den Abschnitt zwischen Gotha und Waltershausen”, sagte der Geschäftsführer. Ziel war es, diesen Abschnitt spätestens ab Samstag wieder befahrbar zu machen. “Für die Reparaturen in den anderen betroffenen Bereichen werden wir mindestens noch das Wochenende brauchen”, prognostizierte Dieter Schedel. Trotz der Probleme auf den Gleisen beförderte das Unternehmen seine Fahrgäste weiter – es hatte kurzfristig vier Busse für den Schienenersatzverkehr von Mitgliedsbetrieben der Regionalen Verkehrsgemeinschaft Gotha geordert. “Die Fahrer steuern die Bahnhaltestellen so dicht wie möglich an und machen die Fahrgäste auf den Ersatzbus aufmerksam”, erklärt Schedel. Ihn und seinen Mitarbeitern habe in der schwierigen Situation geholfen, dass die Fahrgäste sehr viel Verständnis zeigen. “Manche dachten, es dreht sich kein Rad mehr, weil bei der Deutschen Bahn ja gar nichts mehr ging und freuten sich dann umso mehr, dass wir unseren Betrieb aufrecht erhalten haben – trotz des Orkans.

“Dieter Schedel kann sich an Stürme erinnern, die Schäden an den Fahrleitungen verursacht haben, “da brauchten wir dann schon mal einen Tag, um alles zu reparieren. Aber Schäden so massiv und in solch einem Ausmaß wie diesmal hatten wir noch nicht”. Wenn ab Samstag die Strecke von Gotha bis Waltershausen wieder mit der Waldbahn genutzt werden kann, reichen für den Schienenersatzverkehr am Wochenende nach Tabarz zwei Busse.

Von Claudia KLINGER